Kastration

In Deutschland gibt es schätzungsweise 2 Millionen Straßenkatzen. Eine rechtzeitige Kastration auch jeder Halterkatze ist das wichtigste Mittel, um die ständige Auffüllung verwahrloster Populationen zu verhindern.

Katzen sind sehr fruchtbar. Die große Vermehrungsfreudigkeit ist der Domestikation geschuldet. Kätzinnen werden mehrmals im Jahr rollig und können schon kurz nach dem letzten Wurf wieder trächtig werden. Das führt zu zwei Problemen: (1) Übervolle Tierheime, die sich um den ungewollten Nachwuchs samt Mutterkatzen, um Fundkatzen und Abgabetiere kümmern müssen und (2) verwilderte Katzen in Städten und Gemeinden. Diese Populationen sind durch entlaufene oder ausgesetzte Hauskatzen entstanden und werden durch „Neuzugänge“ ständig aufgefüllt.

Straßenkatzen sind oft unterernährt, krank oder verletzt. Dauernde Revierstreitigkeiten, Futtersuche, Paarung, Trächtigkeit und die Versorgung der Jungen sind für verwilderte Katzen extrem anstrengend und kräftezehrend. Kälte und Nässe setzen ihnen ganz besonders zu. Mit durchschnittlich 4-5 Jahren haben sie eine weit geringere Lebenserwartung als die versorgte Hauskatze. Viele wild geborene Kätzchen überleben das erste Jahr nicht.

Die Freigänger unter den Wohnungskatzen durchwandern ein recht großes Streifgebiet, das noch um ein Vielfaches ausgedehnter wird, wenn sie - unkastriert - auf Partnersuche sind. Auf diesen Streifzügen lauern viele Gefahren: Verkehr, Hunde, Reviere anderer Katzen, unkontrollierte Fluchten nach Streitigkeiten. Gerade junge Kater werden dabei oft von ansässigen Katern aggressiv vertrieben, manche finden nicht mehr in ihr Zuhause zurück. Unkastrierte Kater tragen heftige Kämpfe aus, die zu schweren Verletzungen führen können.

Leider haben viele Katzenhalter, auch in der Landwirtschaft, nach wie vor Einwände und unbegründete Bedenken gegen eine Kastration ihrer Tiere:

1. Zu teuer
Die Kosten für die Kastration eines Katers belaufen sich auf ca. 100 Euro, die einer Kätzin auf 140 Euro. Diese Beträge sind ein Bruchteil der Kosten, die z.B. durch Verletzungen nach blutigen Revierkämpfen, Dauerrolligkeit, Tumoren, Krankheiten, die durch Paarungen übertragen oder die Versorgung von Nachwuchs entstehen können. Ein Haustier zu haben bedeutet Verantwortung zu übernehmen und es kostet nun mal Geld. Diese Kosten muss man bereits vor der Anschaffung bedenken, das Geld dafür zurücklegen oder sich von vornherein gegen das Haustier entscheiden.

2. Kastrierte Tiere werden dick
Katzen werden dick, wenn sie überfüttert werden oder keine Bewegung bekommen. Mit der Kastration hat das Gewicht nichts zu tun. Die Stoffwechselumstellung nach einer Kastration kann ggf. durch eine angepasste Fütterung ausgeglichen werden.

3. Es ist artgerecht, wenn die Katze unkastriert ist
Nein. Die Hauskatze wurde vor langer Zeit domestiziert. Sie ist kein Wildtier, sondern ein Haustier. Die extreme Fortpflanzungsrate ist eine Folge der Domestikation, keine natürliche Entwicklung.

4. Kastrierte Katzen fangen keine Mäuse.
Dieser Mythos hält sich leider gerade in ländlichen Gegenden hartnäckig. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Eine kastrierte Katze beschäftigt sich nicht mehr mit Revierstreitigkeiten, Partnersuche oder Jungenaufzucht, was für die Tiere mit einem enormen Kräfteverschleiß einhergeht. Der Jagdtrieb ist bei Katzen außerdem angeboren. Weder die Kastration (noch das Füttern der Tiere!!) hat einen Einfluss auf ihr Interesse an der Mäusejagd. Eine kastrierte und damit weniger gestresste, hormongesteuerte Katze hat oft mehr Energie dafür übrig.

5. Eine Kätzin muss wenigstens einmal im Leben geworfen haben / Wir möchten einmal von unserer Katze Junge haben
Die Entwicklung einer Kätzin ist mit ihrer Trächtigkeit fachlich nicht zu begründen. In Zeiten übervoller Tierheime ist es nicht nur unnötig, sondern auch verantwortungslos, noch mehr Kätzchen zu produzieren. Privat vermehrte Katzen werden zudem oft kostenlos und ohne Schutzvertrag abgegeben. Wenn solche Tiere unbequem oder lästig werden, ist die Hemmschwelle noch niedriger, sich ihrer durch Aussetzen oder Nicht-mehr-in-die-Wohnung-lassen zu entledigen.

Das einzige Mittel gegen das Katzenelend ist eine flächendeckende, umfassende Kastration ALLER Freigängerkatzen.

Bitte lassen Sie Ihre Katze, auch Kater, unbedingt kastrieren, spätestestens mit Eintritt der Geschlechtsreife (Kätzinnen sind teilweise bereits mit 4 - 5 Monaten zum ersten Mal rollig!).

Wichtig ist außerdem die (kostenlose) Registrierung in einem Haustierregister (TASSO, Findefix). Nur so kann Ihr Tier ggf. zugeordnet und zurückgeführt werden. Ohne Registrierung wird die Katze trotz Transponder nicht den Weg zum Besitzer zurückfinden.

Katzenhilfe Langenau e.V.